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Mann werden - wie der Vater so der Sohn ? (Teil 3)
von Josef Hönerlage
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Mann werden – wie der Vater so der Sohn ? Meine Söhne und ich

Für mich gab es in der Beziehung zu meinen Kindern ein Vorher und ein Nachher. Zwischen dem Vorher und Nachher lagen die Beziehungskrise mit meiner Frau, mein Auszug aus dem Familienhaus und die Suche nach mir selbst als Mann und Vater.
Resultierend aus meiner persönlichen Geschichte wollte ich für meine Kinder immer ein besserer Vater sein, als es in meiner Wahrnehmung mein Vater für mich gewesen war. Meine Söhne sollten im Vergleich zu mir im positivem Sinn „aggressiv“ sein und frei ihre eigene männliche Persönlichkeit entwickeln können. Dabei leite ich sie an und unterstütze sie, so meine Vorstellung.

Das Familienprojekt

Voller Power und Überzeugung war ich das Familienprojekt angegangen. Bei den Geburten und der Versorgung meiner Kinder war ich sehr engagiert, ich wollte mich möglichst gleichberechtigt zu meiner Frau um die Kinder kümmern, soweit das voll beruflich nur irgendwie möglich war. Und meine Kinder sollten anders aufwachsen als ich, nicht kirchlich moralisch unterdrückt, sondern als freie eher antiautoritäre Persönlichkeiten. Mit wachsender Familiengröße bauten wir ein Haus, mit viel Arbeit aber auch mit viel Zuversicht. Das eigene Zuhause bot meinen Kindern mehr Freiraum, einen großen Spielplatz vor der Tür und eine Menge neuer Spielkameraden. Meine Kinder hatten mich, und ich hatte meine Kinder. Fußballspielen mit den Jungs, schöne Waldspaziergänge, Gestaltung von Haus und Garten natürlich mit Attraktionen wie Buden bauen, Haustiere halten, neue Spielgeräte montieren, Fahrräder flicken, Kinder trösten, Kinder bekochen, Geschichten erzählen, Spaß miteinander haben,...

Mit der wachsenden Familie, hohen beruflichen und finanziellen Anforderungen und der eintretenden Normalität änderte sich Einiges. Die großen Dauerbelastungen machten sich bei meiner Frau und mir bemerkbar. Zwischen uns begann eine Beziehungskrise, die jahrelang andauern sollte. Wir waren so beschäftigt gewesen, dass wir unsere Beziehung aus den Augen verloren hatten. Das Familienleben bekam den Charakter von Funktionieren müssen. „Beziehungsarbeit“ war mir fremd, emotionale Kommunikation kannte und konnte ich irgendwie nicht, Erotik und Sexualität wurden selten. Dafür kamen persönliche Probleme zum Vorschein, und schwierige Charakterzüge wurden atmosphärisch bestimmender. Mein Traum vom Familienprojekt bekam Risse, Zuversicht wich häufiger depressiven Phasen, berufliche Probleme verstärkten die schwierige Situation.

Fast unbemerkt verlor ich meine Kinder mehr und mehr aus den Augen. Das Kinderprogramm veränderte sich von Spaß und Lebenslust in Pflicht und Funktionieren müssen. Was meine Kinder beschäftigte, wie sie sich fühlten, wie ich sie unterstützen konnte, für solche Fragen war ich nur noch begrenzt offen. Innerlich aus dem Gleichgewicht geraten konnte ich den vielfältigen und hohen Anforderungen kaum mehr nachkommen. Meine ursprüngliche Vaterfreude und eher antiautoritäre Haltung zu meinen Kindern veränderte sich in autoritäre Verhaltensmuster. Beispielsweise traten an die Stelle von klarer und freundlicher Grenzsetzung autoritäres Kontroll- und Bestrafungsverhalten. Meine Selbstunsicherheit wuchs im gleichen Maße wie meine Souveränität schwand. Eine gemeinsame Handlungsstrategie mit meiner Frau war kaum noch möglich, die Beziehungsprobleme bestimmten weitgehend auch das Eltern sein.
Da ich meine Kinder liebte und sie noch relativ klein waren, versuchte ich mich mit der Beziehungssituation mit meiner Frau zu arrangieren. Bis nach jahrelangen Rettungsversuchen und Arrangements nichts mehr ging. Ich zog aus dem gemeinsamen Familienhaus begleitet von starken Versagens-und Schuldgefühlen aus, da ich dringend einen Außenraum nur für mich brauchte.
Meine älteste Tochter war zu diesem Zeitpunkt schon in der Pubertät, meine drei jüngeren Kinder darunter meine zwei Söhne befanden sich im Alter von 8 bis 11 Jahren noch in der vorpubertären Entwicklung.

Die besondere Verbindung mit meinen Söhnen - Fußball

Ich selbst bin mit einem durch meinen Vater initiierten Fußball-“Virus“ groß geworden. Fußball in allen Facetten war besonders in jungen Jahren lange Zeit ganz wichtig für mich. Dort konnte ich mich mit anderen Jungs gemeinsam erproben und meine Energien herauslassen. So mit etwa 6 Jahren begann dann auch das Fußballleben meiner Söhne. Fußball war für mich immer Männersport und mit starker Körperlichkeit verbunden, und das war mit meinen Söhnen nicht anders. Es wurden etwa 25 gemeinsame Fußballjahre von meinen Söhnen und mir, sie als Spieler, ich als Betreuer, Trainer, Fan und Vater. Fußball war über weite Strecken unser besonderer Vater/Sohn- Raum, später aber auch ein Beziehungsfeld zwischen Männern. Es war eine spannende Freizeitbeschäftigung und Entwicklungsmöglichkeit, die Spaß machte und motivierte. Und es war eine Männergemeinschaft von vielen Söhnen und Vätern. Es ging körperlich und kämpferisch zur Sache, es gab Ziele für junge Helden, die ihr mögliches Heldentum aber nur in einem Kollektiv und in sozialer Beziehung realisieren konnten. Als Mannschaft fair verlieren können, akzeptieren, auch einmal auf der Ersatzbank Platz nehmen zu müssen, dass waren oft echte Herausforderungen.
Mit dem älter werden war der Fußball ein ideales Trainingsfeld, um zu lernen, positive männliche „Aggression“ in einem sozialverträglichen Rahmen auszuleben.

Meine Töchter

Es ist mir wichtig zu betonen, dass auch Töchter einen präsenten und männlichen Vater brauchen. Ich liebe meine Töchter genauso wie meine Söhne, und in manchen Dingen sind mir meine Töchter sogar ähnlicher. Vieles von dem, was für meine Söhne wichtig ist, gilt auch für sie. Für ihr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein beim Übergang in ihr eigenes erwachsenes Leben bin ich als Vater in gleicher Weise zuständig, wie bei meinen Söhnen. In meiner Art von Mann sein biete ich meinen Töchtern ein Männerbild, an dem sie sich im Guten wie im Schlechten beispielsweise bei ihrer eigenen Partnersuche orientieren können. Als männliches Gegenbild kann ich ihnen bei der Suche nach ihrem Frau sein unterstützend zur Verfügung stehen.
Nur eines kann ich als Mann nicht – sie bei der Entwicklung ihres Frau sein anleiten und ihnen als Vorbild dienen – das kann nur eine erfahrene, bewusste Frau.

Vater sein - Wie der Vater so der Sohn ?

Allein Wunsch und Wille, ein guter Vater zu sein, hatten nicht gereicht. Um das Vater sein möglichst gut hinzukriegen, braucht es noch mehr. Was mir besonders fehlte war ein Bewusstsein darüber, wer ich als Mann und Vater bin oder sein kann. Da ich zu Beginn der Familiengründung meine persönlichen Probleme und Altlasten nicht bearbeitet, geschweige denn gelöst hatte, machten die sich insbesondere in der Beziehungskrise mit meiner Frau bemerkbar. Was persönliche emotionale und seelische Dinge anging, war ich sehr unbewusst. Mein Mann und Vater sein wurde stark von verinnerlichten Bildern bestimmt, die ich von meinem Vater übernommen hatte. Wie auch meinem Vater fehlten mir eine grundlegende Sicherheit und das Selbstvertrauen in mein Mann sein. Und mir fehlten eine innere Struktur, die Fähigkeit und das Wissen, gut mit mir und mit den von mir zu verantwortenden Dingen umzugehen.
Ich hatte das Verhaltensmuster meines Vater weitgehend übernommen: Emotionen unterdrücken, Sicherheit um jeden Preis, schwierige Dinge verdrängen, aushalten und irgendwie durchkommen. Das Resultat war, dass ich, wie man heute sagen würde, ziemlich beziehungsunfähig war. Zwar war ich rational fit, aber mit schwierigen emotionalen Situationen konnte ich überhaupt nicht umgehen.
Erst als ich nach den jahrelangen Kämpfen die für mich nicht mehr tragbare Partnerschaft mit der Mutter meiner Kinder beendet habe, habe ich dieses Verhaltensmuster entscheidend durchbrochen. Für mich bedeutete dieser Schritt: Einlassen auf meine Gefühle besonders auf meinen tiefsitzenden Schmerz, Bereitschaft zu Unsicherheit und Risiko, die Möglichkeit eines Neuanfangs als Mann und Vater.

Vater sein bei Trennung

Ich brauchte und nahm mir Raum und Zeit für mich selbst, für meinen persönlichen Neuanfang als Mann. Mein Wunsch war es, meinen Kindern etwas anderes von mir zu zeigen, als sie es aus dem jahrelangen Dauerstress vorher gewohnt waren. Der Preis war, dass ich Ihnen in ihren pubertären Wirren nur begrenzt zur Seite stehen konnte. Wie ich am eigenen Leib erfahren hatte, kann der Einfluss der Mutter sich ungünstig auf das Mann werden auswirken, wenn ein bewusster Mann und Vater als aktiver Gegenpol fehlt. Im Unterschied zu meinem Vater versuchte ich trotz Trennung möglichst bewusst für meine Kinder als Mann und Vater da zu sein. In einen guten emotionalen Kontakt mit meinen Kindern zu kommen und zu bleiben ist mir oft schwergefallen. Die zeitlichen Begrenzungen durch die Trennung, die familiäre Vorgeschichte und beginnende pubertäre Entwicklungen waren Bedingungen, an denen ich so manches Mal verzweifelt bin.
Neben der Erfüllung meiner herausfordernden finanziellen Verpflichtungen und der Organisation von jedem zweiten Wochenende bin ich meinen Kindern viel bewusster als in der familiären Krisenzeit gegenüber getreten. Ich habe mich dafür interessiert, wie es ihnen geht. In schulischen und persönlichen Angelegenheiten habe ich mich engagiert. Beim Fußball als Betreuer, Trainer und Fan bin ich mit meinen Söhnen in Kontakt gekommen. Sehr bewusst habe ich meine Kinder als zukünftige erwachsene Frauen und Männer gesehen, und sie nach Möglichkeit in ihrem Frau und Mann werden gefördert.

Meine große Herausforderung – der Unfall meines jüngeren Sohns

Ein Ereignis vor 10 Jahren sollte eine Bewährungsprobe für mich werden: Mein jüngerer Sohn hatte einen unverschuldeten schweren Unfall. Die Folgen waren zu Anfang lebensbedrohend und bargen die Möglichkeit von bleibenden körperlichen und geistigen Schwerstbehinderungen. Dieser für ihn tiefgreifende Einschnitt setzte auch mein Leben auf Null. Mein Sohn, ein junger 20-jähriger Mann, einige Tage vorher noch als Fußballheld gefeiert, lag schwerst verletzt im Koma. Ich begann zu grübeln. Was sollte ich meinem Sohn wünschen ? Trotz Koma nahm ich wahr, wie mein Sohn kämpfte. Das gab den Ausschlag. Ich beschloss, für meinen Sohn alles in meiner Macht stehende zu tun, ohne irgendeine Bedingung und unabhängig davon, wie es später werden würde.
Meinem Sohn bin ich dankbar, wie er sich nun schon seit 10 Jahren immer wieder Schritt für Schritt in sein neues Leben hinein kämpft. Und ich bin ihm dankbar dafür, dass ich zum zweiten Mal jetzt als sehr viel bewussterer Mann und Vater an seiner Seite sein kann.

Mann werden - Wie der Vater so der Sohn ?

Auf die Frage "Wie der Vater so der Sohn ?" gibt es zwei Antworten.
"Ja", weil ein Vater fast immer, egal ob er das will oder nicht, egal wie er sich verhält, wie präsent er ist, weil ein Vater fast immer der wichtigste Mann im Leben eines Sohnes ist, und deswegen seinen Sohn als zukünftigen Mann entscheidend prägt.
"Nein", weil ein Mann immer auch die Möglichkeit hat, einen anderen Weg als sein Vater einzuschlagen, wenn er sich der Prägung durch seinen Vater bewusst und bereit ist, sich unabhängig vom Vater weiterzuentwickeln.

Ich habe mich einen Großteil meines Lebens damit beschäftigt, den Zuspruch und die Anerkennung meines Vaters für mich als eigenständigen Mann zu bekommen. Als mein Vater starb und ich sein Vertrauen immer noch nicht hatte, musste ich mich irgendwie am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, was mir mit Unterstützung anderer Männer und Ersatzväter nach und nach gelungen ist. Meine bewussten persönlichen Entwicklungsschritte haben dazu geführt, dass ich mein Selbstvertrauen und Selbstverständnis als Mann erneuern und auf eine festere Grundlage stellen konnte. Mit meinem Vater habe mich ich lange auseinandergesetzt, real und später innerlich mit ihm heftig gestritten. Mittlerweile kann ich meinen Vater so akzeptieren, wie er war. Dankbar bin ich für Positives, dass er mir geben konnte. Ich habe auch gelernt, ihm zu verzeihen, für Dinge, die nicht gut waren, oder die er mir nicht geben konnte.

Meine Söhne haben mich in meinen verschiedenen Seiten kennengelernt. Mir ist bewusst, dass sie auch durch meine Art und mein Verhalten in ihrem Mann sein stark geprägt wurden. Ich glaube, dass sie trotz der vielen schwierigen Jahre auch viele wertvolle Impulse für die Entwicklung ihres Mann sein bekommen haben. Dass ich mit meinen Söhnen heute ein gutes manchmal herzliches Verhältnis habe, und dass ich sie jetzt im Guten gehen lassen kann, freut mich sehr. Ich vertraue ihnen, dass sie erfolgreich ihren eigenen Weg gehen. Und ich bin für sie da, wenn sie mich brauchen.

An meine Söhne und andere Männer

Entwickelt bewusst Euer Mann und Vater sein !
Setzt Euch kritisch mit Euren historisch geprägten Denk- und Handlungsmustern auseinander, prüft ob sie wirklich Eure eigenen und gut für Euch sind !
Setzt Euch auch kritisch mit den Personen, besonders dem Vater, und Strukturen auseinander, die dafür verantwortlich sind !
Erkennt, verändert und erweitert die inneren oft unbewussten Bilder, die Euer Leben bisher bestimmen !
Entwickelt eigene Visionen für das, was ihr als Mann und Vater in die Welt bringen wollt !
Findet erfahrene Mentoren, die Euch in Eurem Mann und Vater sein unterstützen !
Verbindet Euch mit anderen gleichgesinnten Männern und Vätern, um besser in Eure Kraft zu kommen !
Entwickelt Euer ganzes männliches Potenzial, und lasst Euch nicht auf Softie oder Matcho reduzieren !
Ihr seid vollkommen in Ordnung, auch wenn hinfallt und die Kontrolle verliert !
Seid bereit, Eure Gefühle zu zeigen und einen Weg mit Herz zu gehen !

Erfindet Euch neu, seid das Kunstwerk, dass Ihr selbst als Künstler kreativ gestaltet !

 

 

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