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Vaterherausforderung pubertierender Sohn
von Josef Hönerlage
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Mit pubertierendem Sohn in Kontakt kommen, Vaterfallen vermeiden

Mit der Pubertät ändert sich alles

Mit der Pubertät fühlen sich viele Väter besonders verantwortlich für ihre Kinder, speziell für ihre Söhne. Wenn ein Sohn den Vater fordert, dann heißt das normalerweise nicht, das er das dem Vater sagt. Oft ist es ein verändertes Verhalten, durch das er den Vater meistens unbewusst herausfordert. Mit der Pubertät ändert sich alles, der Junge wird Mann, der Vater oft Konkurrent oder Gegner. Und gleichzeitig ist es die Zeit, in der ein Sohn seinen Vater besonders braucht, als männliches Vorbild, als Begleiter und Coach, als Vertrauensbasis und Sicherheit beim Erwachsenwerden zum Mann.

Meine Erfahrungen als Trennungsvater

Als ich mein Familienhaus verlassen habe, war mein ältestes Kind, ein Sohn, 11 jahre alt und befand sich in den pubertären Startlöchern. Nachdem er schon in den vorangegangenen Jahren nicht besonders viel von mir hatte, dafür hatten Dauerstress und ein alles dominierender Ehekampf gesorgt, weigerte er sich nach Möglichkeit, an den Vaterwochenenden zu mir kommen. Mir wurde nach und nach klar, dass ich meinen Sohn nicht zwingen konnte und auch nicht durfte, wenn ich die Chance auf ein besseres Miteinander behalten wollte. Daraus ergab sich, dass ich für meinen Sohn in den pubertären Jahren nur sehr begrenzt in unterstützender Weise oder im positven Sinn als Reibfläche zur Verfügung stand. Im Verhältnis zu meinem Sohn waren die fehlenden und negativen Punkte dominant gegenüber den verbindenen Punkten. Ich begann deswegen bewusst, das Feld, auf dem wir viel Verbindenes hatten, zu pflegen und auszubauen. Das Feld hieß Fussball. Dieses Feld gehörte weitgehend meinen Söhnen und mir allein. Immer wenn ich meine Söhne Fussballspielen sah, wusste ich, woran ich mit ihnen war. Und auch die gute Vatergemeinschaft, die sich mit dem Fussball entwickelte, half mir sehr.
Als mein Sohn einige Jahre später vorzeitig die für ihn mögliche und von mir gewünschte Schul- und Berufslaufbahn beendete, machte ich mir heftige Vorwürfe und hatte Angst, was aus ihm werden sollte.

Vaterfalle: Ich will alles besser machen

Nachdem ich nach meinem sowohl schmerzhaften als auch mit vielen Selbstvorwürfen versehenen Auszug aus dem Familienhaus wieder einigermaßen Stabilität in mein Leben gebracht hatte, versuchte ich aus meiner Außenstellung heraus möglichst gut für meine Kinder dazusein, und es besser zu machen, als während der vergangenen schwierigen Jahre. Neben der Liebe und Verantwortung für meine Kinder war mein Handeln anfänglich auch davon geprägt, mit den von mir emfundenen Schuld- und Versagensgefühlen besser klarzukommen. Das war zwar verständlich, aber gleichzeitig eine Falle. Wenn im übertragenen Sinn "Ich will alles besser machen" bedeutet "Ich will mich von meinen Schuld- und Versagensgefühlen befreien", dann läuft etwas falsch. Das funktioniert nicht, das merken Kinder.

Authentisch und ehrlich zu Kindern sein

Wenn ich also als Vater bemerke, dass meine Beziehung zu einem Kind schwierig und verbesserungswürdig ist, kann ich bei genauerer Betrachtung schnell zu dem Schluß kommen, dass ich Fehler gemacht habe. Jedem Vater, der so denkt, gebe ich hundertprozentig Recht. Normalerweise liegt es nicht an den Kindern, wenn etwas nicht stimmt. Die größere Verantwortung liegt eindeutig bei den erwachsenen, für die Kinder verantwortlichen Personen, also z. B. bei mir als Vater. Aber zu meinen, ich mache jetzt einfach alles anders und damit ist die Sache erledigt, das ist ein großer Irrtum. Meine Fehler hatten und haben vielleicht immer noch reale negative Konsequenzen für die Kinder. Deswegen sind sie distanziert oder ablehnend mir gegenüber.
Der richtige Weg für mich war und ist es, ehrlich meine Fehler den Kindern gegenüber einzugestehen und mich dafür zu entschuldigen. Es liegt bei Deinen Kindern, ob sie Dir als Vater Deine Fehler verzeihen. Du kannst hoffen, dass das irgendwann passiert. Und Du kannst etwas tun. Du kannst Vorschläge machen und sie nach Vorschlägen fragen, was Du besser machen kannst und tun sollst. Ein solches Handeln ist ehrlich und respektvoll Deinen Kindern gegenüber. Es ist die Basis dafür, dass etwas Neues zwischen Dir und Deinen Kindern entstehen kann.

Vaterfalle: Ich weiss am besten, was für mein Kind gut ist

Wie in vielen Familien spielte auch das Thema der schulischen und beruflichen Perspektive der Kinder eine wichtige Rolle für mich. Besonders nach der Trennung von meiner Familie nahm dieses Thema großen Raum ein. Schularbeitenunterstützung, Nachhilfe, Aktivitäten im schulischen Rahmen. Wenn ich schon im tagtäglichen Umfeld weitgehend außen vor war, so konzentrierte ich mich jetzt umso mehr darauf, zumindest die Zukunft für meine Kinder optimal mitzugestalten. Oder anders gesagt, die Zukunft meiner Kinder in die "richtigen" Bahnen zu lenken. Gute Schulabschlüsse, gute berufliche oder weitergehende schulische Ausbildungen. Es gab nur ein Problem: Die Pubertät kam dazwischen. Und mit der Pubertät all die Dinge, die Väter von ihren pubertären Kinder so kennen. Manchmal ging nichts mehr. Besonders die Distanz zu meinem älteren Sohn vergrößerte sich. Als er sich zeitweilig vom Fussball verabschiedete, wusste ich manchmal überhaupt nicht mehr, womit ich bei ihm dran bin. Seine schulischen Leistungen wurden schlechter, er beendete deutlich früher als von mir gewünscht die Schule, und schlug sich dann mehrere Jahre durch. Ich verlor weitgehend den Kontakt zu ihm. Wenn wir uns sahen, kam ich mit meinen Vorhaltungen und Vorschlägen für sein Leben nicht weiter, eher vergrößerte sich unsere Distanz. Schließlich musste ich innerlich akzeptieren, dass mein Sohn schwer straucheln könnte, oder 'nichts' aus sich machen würde.

Vertrauensbildner, Sparringspartner, Coach sein

Mehrere Jahre später, nach vielen Umwegen oder besser persönlichen Erfahrungswegen hat mein Sohn das Vollabitur gemacht, anschließend erfolgreich studiert und seinen eigenen beruflichen Weg gefunden. Heute im Nachhinein kann ich sagen, mein Sohn hat seine innere (intrinsische) Motivation gefunden, und konnte dann erfolgreich tun, was seins ist.
"Ich weiss am besten, was für mein Kind gut ist", das dachte ich auch, aber es stimmte nicht. Aus doppeltem Grund. Die Beziehung, der Kontakt und ganz besonders die emotionale Verbundenheit zu meinen Kindern hatten ziemlich gelitten. Ich hatte sie oft nicht wirklich im Gefühl. Wie konnte ich da eigentlich ernsthaft meinen, ich wüßte am besten, was für sie gut ist. Und es gibt einen zweiten Grund: Wenn ich möchte, dass meine Kinder glücklich werden und ihr Ding tun, dann müssen sie auch ihr Ding finden, also in Kontakt mit ihrer intrinsischen Motivation oder persönlichen Vision kommen. Dann kommen auch Kraft und Wille und all die Fähigkeiten zum Tragen, die Kinder für die Verwirklichung ihres Lebens brauchen.
Abschließend kann ich sagen, mit meinem "Ich weiss, wass für Dich gut ist" habe ich meinen Sohn und eigentlich all meine Kinder nicht wirklich erreicht, eher im Gegenteil die Distanz zu Ihnen vergrößert. Mittlerweile hat sich mein Verhalten zu meinen Kindern stark geändert. Ich akzeptiere sie so wie sie sind und was sie tun, ich möchte wissen wie es Ihnen geht, was sie fühlen und denken, und ich biete Ihnen meine Coachingunterstützung an, wenn sie sie brauchen und wollen.

Ich komme an meinen Sohn nicht ran

Wenn Du Dich als Vater intensiver auf Deinen Sohn einlassen willst, dann musst Du Dich auch intensiver auf Dich selbst einlassen. Das ist meine Erfahrung und mein Wissen. Die Beziehung zwischen Dir und Deinem Sohn ist keine Einbahnstraße, sondern vielmehr das Ergebnis Eures bisherigen gemeinsamen Seins und Tuns.
Wie gut kennst Du Deinen Sohn wirklich ? Kennst Du z. B. seine Gefühle, vielleicht Ängste, seine Fragen zum Mannsein, zu der Beziehung zwischen Dir und seiner Mutter ? Mit welchen Fragen beschäftigt sich Dein Sohn jetzt und im Hinblick auf sein zukünftiges Leben in eigener Verantwortung als Mann ? Ist Dein Sohn ehrlich zu Dir ?
Und auch umgekehrt. Wie gut kennt Dein Sohn Dich in Deinen verschiedenen Facetten insbesondere auch Deinen Gefühlen ? Wie sicher ist sich Dein Sohn Deines Vertrauens, Deiner Zuneigung und Liebe ?
Wie warst Du, als Du in der Pubertät warst ?

Mit Deinen Fragen stehst Du nicht allein

Wenn Du merkst, dass Du mit Deinem Sohn nicht weiterkommst, dann soltest Du Dich mit den genannten Fragen beschäftigen. Wahrscheinlich liegt darin der Schlüssel für einen besseren Kontakt zu Deinem Sohn.
Am besten ist es, wenn Du andere Männer und Väter suchst, die sich ebenfalls mit diesen und ähnnlichen Fragen auseinandersetzen. Dich gemeinsam mit anderen Männern über Fragen Deines Vaterseins auszutauschen, besondere Vaterthemen zu vertiefen hat mehrere Vorteile: Es tut gut zu bemerken, dass Du nicht alleine mit Deinen Fragen dastehst. Es fällt Dir leichter, im Vergleich mit anderen das Besondere an Deiner Situation zu erkennen.

Dir Unterstützung holen

Zusätzlich kannst Du auch überlegen, ob Du Dir nicht einen vatererfahrenen Coach und Mentor suchst, der Dich eine Zeitlang begleitet, oder ob Du Seminarangebote für Väter wahrnimmst, um mehr Klarheit und Kraft für deinen persönlichen Vaterweg zu finden.
Männer und Väter sind oft Einzelkämpfer. Männern wurde diese Haltung von den vorhergehenden Vätergenerationen beigebracht, und auch deren Söhne, also wir selbst, sind oft immer noch von dieser Haltung geprägt. Wenn Du mit Deinem Sohn einen besseren Kontakt willst, eine bessere Beziehung wünscht, dann musst Du vom Einzelkämpfertum ein Stück Abstand nehmen. Denn es geht insbesondere um emotionale Verbundenheit mit Deinem Sohn.

Das Besondere zwischen Vater und Sohn

Das, was ich zu den Vaterfallen geschildert habe, gilt auch für die Beziehung von Vätern zu Ihren pubertierenden Töchtern. In der Pubertät gibt es in der Beziehung zum Vater aber mindestens zwei Punkte, die für Söhne besonders sind. Der Sohn wird zum Mann, wie sein Vater. Sein kommendes Mannsein ist deswegen sehr von den Erfahrungen und Prägungen durch seinen Vater, dem in der Regel wichtigsten männlichen Vorbild bestimmt.
Und ein zweiter Punkt ist wichtig: Mit dem Mannwerden des Sohns entsteht neben dem Vater-Sohn-Verhältnis eine neue Beziehungsebene zwischen Vater und Sohn, eine Beziehungsebene von Mann zu Mann. Wenn alles gut geht, können diese zwei Ebenen irgendwann in Zukunft gut nebeneinander existieren. Um als Vater und Sohn auch auf der Ebene von Mann zu Mann nebeneinander, gleichberichtigt stehen zu können, braucht ein Sohn das "Ja" des wichtigsten Mannes in seinem Leben, seines Vaters, zu seinem ihm ganz eigenen Mannsein.
Das sollte Dir als Vater bewusst und klar sein. Ich habe unter diesem fehlenden "Ja" meines Vaters immer wieder gelitten und auf der Suche nach dem "Ja" manchmal mein eigenes Leben verpasst. Und ich kenne viele Männer, denen es nicht sehr viel anders ergangen ist.

"Eure Kinder sind nicht Eure Kinder"

"......Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.....
Ihr dürft ihnen Eure Liebe geben, aber nicht Eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen.....
Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie Euch ähnlich zu machen......."

(Aus: Der Prophet von Khalil Gibran, z. B. https://www.wolfgangdorr.de/buch/prophet.html#Von_den_Kindern)

Diese Sätze aus einem Text des libanesich-amerkanischen Dichters Khalil Gibran drücken eine Haltung aus, die ich mich gegenüber meinen Kindern einzunehmen bemühe.

 

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